Wie du im Lärm des Lebens deine innere Sinfonie findest
Die Noten unserer Lebenssinfonie bilden die Basis für inneren Frieden und Herzensfreude – und nur wir können sie schreiben.
Schwingt diese Sinfonie in Harmonie mit unserem unverwechselbaren Seelenklang, finden wir zu einem authentischen Selbstausdruck, einem erfüllten Alltag und unabhängiger, stabiler Zufriedenheit.
In diesem Buch nehme ich dich mit auf eine Entdeckungsreise zu dir selbst, auf der du völlig neue Klänge in uns kennenlernst, die dich von alten Blockaden befreien und dich zu deinem wahren Potenzial führen. Dank zahlreicher Übungen lernst du, den Alltagslärm leiser und deine innere Stimme lauter werden zu lassen, dich von altem, belastendem Kummer zu lösen und in Krisensituationen auf deine Intuition zu vertrauen.
Finden wir den Mut, unser Leben so zu gestalten, wie es uns guttut – werden wir zum Dirigenten unserer eigenen Sinfonie!
Leseprobe aus “Dein Seelenklang”
So, wie die Natur im Jahreskreislauf immer wieder neu entsteht, welkt und vergeht, muss sich auch unsere Lebenssinfonie den Jahreszeiten unseres menschlichen Daseins anpassen, sonst erstarren wir, und unser Glück wird brüchig. Klang ist nichts Greifbares und lässt sich nicht in feste Materie packen. Er muss frei bleiben, beweglich, muss sich ausdehnen und schwingen können, und er darf auf keinen Fall zu lange fixiert werden.
Auch wir erleben einen Frühling (unsere Kindheit und Jugend), einen Sommer (unser Leben als junge Erwachsene), einen Herbst (das berühmte »mittlere Alter«) und den Winter (das hohe Alter). Dazwischen kann es zahlreiche Abstufungen geben, wie auch jede Jahreszeit noch einmal in unterschiedliche Phasen aufgeteilt ist. Ein Sommer bleibt nicht drei Monate lang gleich. Er entwickelt sich aus der prallen Fülle des Frühlings heraus und mündet in die ersten kühlen, nebligen Altweibersommer-Nächte, die bereits nach dem Laub des Herbstes riechen. Kein Tag verläuft exakt so wie der andere.
Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir – haben wir unsere Lebenssinfonie einmal gefunden – unseren persönlichen Klang für immer fixieren wollen, weil er jetzt gerade gut funktioniert. Jeder von uns kennt das leise Gefühl der Scham, wenn wir Menschen beobachten, die krampfhaft versuchen, jung zu bleiben. Sie halten stur an einem Klang fest, der nicht mehr zu ihnen passt. Das Gleiche gilt für Gewohnheiten, Rituale, Ernährungsprinzipien, Freizeitgestaltung, Beziehungen, Freundschaften – diese Liste lässt sich unendlich fortführen.
An einem fixen System festzuhalten, das einst gut funktioniert hat, kann uns mürbe machen. Ein flexibler Umgang mit den verschiedenen Lebensbereichen bildet die wandelbare Partitur unserer persönlichen Sinfonie. Es lohnt sich, ab und zu innezuhalten und aufmerksam zu lauschen, ob unsere Sinfonie noch unserer Entwicklung entspricht oder wir wieder in jenem Klang-Durcheinander gelandet sind, das der Stille und dem Einsatz der neuen Musik vorausgeht. Doch die Frage ist: Schwingen wir selbst den Taktstock – oder tun es andere für uns? Verpassen wir den Moment der Veränderung, kann es sein, dass das chaotische Klang-Durcheinander – das Stimmen der Saiten vor dem Konzert – wesentlich mehr Zeit und Kraft beansprucht, als eigentlich notwendig wäre, und sogar zu Krisen führt.
Auch unser individueller Seelenklang verändert sich über die jeweiligen Inkarnationen hinweg. Im Gegensatz zu unserer Lebenssinfonie war er schon lange da, bevor wir als der Mensch, der wir in diesem Leben sind, geboren wurden, und bleibt auch nach unserem irdischen Tod bestehen. Er ist wesentlich älter und »stabiler«, zeitloser, als unsere Lebenssinfonie. Aber Seelen entwickeln sich weiter, und so ist es möglich, dass unser Seelenklang sich im Laufe einer Inkarnation verfeinert und wir stärker in Kontakt mit ihm kommen als zuvor. Wir tragen beide Klangmuster in uns: den ewigen Seelenklang und die einmalige Lebenssinfonie.
Wenn wir ein Leben führen, das nicht zu unserer Seele passt, sie ignorieren, verleugnen und ihr nicht zuhören, entsteht Disharmonie. Diese Disharmonie zeigt sich darin, dass unser Dasein »holprig« wird und keine innere Ruhe, kein stabiler innerer Frieden einkehrt. Wir verlieren Takt und Rhythmus – ein Gefühl, als würden wir bei jeder Bewegung irgendwo anstoßen und uns dabei verletzen. Immerzu wiederholen sich dieselben Dramen: Wir glauben, vom Pech verfolgt zu sein, dass niemand uns wahrhaft zuhört und wir ständig missverstanden werden. In unserem Kopf herrscht ununterbrochen Lärm, ohne dass wir etwas dagegen tun können.
Wir sind unruhig, rastlos, getrieben und suchen die Schuld für unsere Misere bei anderen. Oft ist uns alles zu viel. Wir brennen aus, leiden unter chronischer Erschöpfung, Depressionen und Schlafstörungen. Beziehungen treiben ungesund vor sich hin und erfüllen niemals unsere Bedürfnisse. Unser Körper schmerzt, wird krank oder verrichtet nur sehr mühsam seinen Dienst. Auch unsere Stimme spiegelt das wider. Sie verliert ihre Flexibilität und Weichheit, wird hart und spröde – oder verstummt ganz. Wir wissen genau: Irgendetwas stimmt nicht. Etwas in uns ist nicht im Einklang, wie Puzzleteile, die nicht zusammenpassen.
Das kann auch Menschen passieren, die schon lange meditieren und eifrig ihren spirituellen Weg gehen, die sich bereits aktiv mit ihrer Seele auseinandersetzen und längst um ihre Existenz wissen. Sie besuchen regelmäßig hoch schwingende Seminare und Workshops, vertrauen sich Gurus an, absolvieren Einweihungen und studieren ein kluges Buch nach dem anderen – doch dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt, bleibt bestehen und kann mit der Zeit quälend werden.
Wenn wir im Alltag und zwischenmenschlichen Miteinander nicht regelmäßig nach innen lauschen und es wagen, durch das »Versuch und Irrtum«-Prinzip unsere Lebenssinfonie auf unseren Seelenklang abzustimmen, nützen uns das beste Seminar und der weiseste Guru nichts. Wir müssen uns trauen, uns in unseren inneren Lärm zu begeben, in jenes chaotische Durcheinander des Orchesters kurz vor dem Konzert, um herauszufinden, welche Klänge zu unserer Seele passen und welche nicht.
Das funktioniert nun einmal nur über das Austesten im Alltag mit unseren Mitmenschen als Crashtest-Dummys. Das ist nicht weiter tragisch oder gar egoistisch, wir ackern täglich selbst in dieser Rolle für andere Suchende. Ich glaube, nur deshalb leben Menschen in Gesellschaften. Weil wir unsere Klangspiegel brauchen, unsere Resonanzkörper im Gegenüber. Wir kommen nicht umhin, uns auszuprobieren.
Ich habe mir oft gewünscht, es gäbe einen sicheren Weg, durch den auf keinen Fall Schaden entsteht und über den ich sofort jenen Klang finde, der zu mir passt und der keinen Menschen, der mir am Herzen liegt, verstören oder erschrecken kann. Auch mich selbst nicht. Doch das Vertrauen darin, unseren Seelenklang zu finden, erreichen wir nur, indem wir handeln. Wir müssen klingen, um gehört zu werden, vor allem von uns selbst, und wir werden dabei nicht immer Verzückung ernten.
Klang drängt stets von innen nach außen: Die Seele will so singen wie die Engel in ihrem ewig währenden Himmelskonzert. Doch bevor die Seele ihren Gesang anstimmen kann, wird es still, und dieser Moment ist pure Schöpferkraft. Fast immer verkennen wir ihn und versuchen, ihn zu übertönen. Denn er kommt uns vor wie der Tod. Dabei folgt ihm der eigentliche Neubeginn.